30 days Challenge Tag 26: Die spannendste Szene in Perlenblut

Liebe Leser,

was ist Spannung? Die Frage stelle ich mir, bei der heutigen Challenge. Ist es eine Szene voller Action, in der ein Wort das andere gibt und in der dem Leser vor Bewegung das Herz zu rasen beginnt? Oder ist es die Ruhe vor dem Sturm, die spannend wirkt? Vielleicht ist es sogar der Moment, in dem sich der Leser fragt: Was ist hier los?

Und weil ich diese Frage einfach nicht ausreichend für mich selbst beantworten konnte, gibt es heute eine kleine Auswahl bunt zusammengewürfelter Szenen aus Perlenblut. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

„Versprochen, versprochen! Ich weiß nicht, ob es dir klar geworden ist, mein kleiner, aber unsere Art befindet sich zurzeit quasi in einer Apokalypse! Wen interessiert da noch die Sonnentinktur und die kleinen Freiheiten, die sie mit sich bringt, wenn es bald keinen mehr von unserer Art gibt!“

Stian knurrte aufgebracht und zeigte Wyatt für einen kurzen Augenblick die Zähne. Dem lief augenblicklich ein Schauer über die Rücken und er zog möglichst unauffällig aber schützend die Schultern hoch, um die Angriffsfläche an seinem Hals zu reduzieren.

„Deine depressiven Gedanken, die schwanken wie der Wind, interessieren mich nicht! Tinka und ich sind ab jetzt freie Vampire und du tust besser daran, dich daran zu erinnern, sonst werde ich dafür sorgen, dass du weder die Apokalypse für unsere Art, noch Mond- und Sonnenlicht wiedersehen wirst!“

Selbst der sprachlich weniger begabte und oft etwas langsame Carl brauchte in diesem Moment keinen separaten Befehl mehr. Er stürmte in vampirischer Geschwindigkeit auf Stian zu, drehte schmerzhaft seine Arme nach hinten und bog mit der anderen, freien Hand seinen Nacken nach unten. „Du bedrohst den Meister nicht, Nimeni, oder ich mache Knochenbrei aus Dir!“

 


 

Eigentlich war es viel zu riskant, jetzt hier im Zeichen seiner Mission herumzustromern, aber die erschwerten und besonderen Bedingungen bedurften einfach einer vermehrten Kommunikation unter allen Eingeweihten. Außerdem hatte er an sämtliche Vorsichtsmaßnahmen gedacht. Den feuchten Waldboden, der so leicht Spuren aufnahm, berührte er mit profillosen Lederschuhen, durch die er zwar die Kälte der Nacht spürte, die seine Fußsohlen zum Schmerzen brachte, die seine Schritte aber weniger identifizierbar machten als es Schuhsohlen taten. Ungefähr einen halben Kilometer entfernt von seinem eigentlichen Ziel gelegen schob er ohne große Mühe einen etwa fünfzig Kilo schweren Felsen beiseite. Aus der Kuhle, die der steinerne Koloss hinterließ, fischte er mit spitzen Fingern seine dicken Lederhandschuhe heraus, die den Geruch bestmöglichst von allem abhalten sollten, was er in der nächsten Zeit berührte. Vorsichtig zog er sie an und achtete darauf, die Handschuhe nur minimal zu berühren, damit sie nicht zu sehr seinen Geruch annahmen. Vorsichtig hielt er sich die Handschuhe mit bebenden Nasenflügeln nahe vor das Gesicht – und nickte zufrieden. „Moos und Erde. Nichts verdächtiges, sofern ich meinen eigenen Geruch erkennen kann“, murmelte er leise zu sich selbst.

Der nächste Weg führte ihn zu einem ausgehöhlten Baumstamm, indem er ein paar Ersatzschuhe versteckte. Eilig tauschte er sie nun gegen die, die er an hatte und drehte mit ihnen schließlich ein paar extrarunden. Tief atmete er durch und sah sich noch einmal sorgfältig um, nutzte jeden Mondstrahl, der die Umgebung für ihn übersichtlicher machte. Erst als er absolut sicher war, dass niemand ihm gefolgt war und sich auch niemand in der Nähe befand, machte er sich schließlich auf den Weg zu dem Baum mit den tiefhängenden Blättern.

Imposant stand die Trauerweide mitten im Wald, ihre Zweige schienen fast bis auf den Boden zu reichen und die vielen Zeichen der Zeit und die Spuren der Tiere, die sich regelmäßig an ihr schubberten, schmückten ihren Stamm. Er musste selbst eine ganze Weile hinschauen, bis er endlich die runde Aufbewahrung aus Leder sah, die an einem dünnen Seil befestigt sicher verknotet und vor starken Stürmen geschützt an einem der inneren Äste baumelte.

Konzentriert biss er die Zähne zusammen, während er die gut geschnürten Knoten versuchte aufzufriemeln. Die dicken Handschuhe beschränkten seine Feinmotorik, aber er konnte es nicht riskieren sie auszuziehen und Geruchsspuren für andere Vampire zu hinterlassen. Endlich hatte er es geschafft und sah sich nervös noch ein letztes mal um, bevor er das Lederetuie öffnete und das Papier daraus hervorholte.

Vorsichtig rollte er es auf und warf einen kurzen Blick darauf, überflog es und zählte flüchtig die Handschriften derer, die an der Kommunikation beteiligt waren. Eins, zwei, drei… vier mit seiner zusammen.

 


 

 

Wyatt blickte ihn ernst an und antwortete langsam sprechend, als würde er versuchen einem begriffsstutzigen Kind etwas zu erklären: „Mein Ziel ist es, durch den Jüngling wertvolle Informationen über die Hexe und ihr Wissen zu erhalten. Und dass sie diese Informationen sogar ihrer Vampirmutter vorenthält, ist für uns eine wichtige Erkenntnis. Die Gefühlsduseleien dieser Nimeni-Zecken interessieren mich so viel wie das Dahinraffen der anderen Wertlosen. Der große Plan ist mein einziges Ziel. Das, und die Entmachtung der Hexe.“


 

Alle hier veröffentlichten Szenen können und werden bis zur Veröffentlichung von Pelrenblut noch überarbeitet werden. Die Szenen sind mein geistiges Eigentum und dürfen weder im Ganzen, noch in Teilen kopiert, adaptiert oder ohne meine Zustimmung veröffentlicht werden.

Ein Gedanke zu “30 days Challenge Tag 26: Die spannendste Szene in Perlenblut

  1. Pingback: 30 days Writing Challenge: Einen ganzen Monat schmulen | Perlenblut-Saga

Hinterlasse ein Feedback oder stelle eine Frage